Auch bei Vorlesungen: Anker setzen hilft der Verarbeitung von Wissen
Warum Anker setzen?
Insbesondere für längerfristiges Behalten muss Wissen selbsttätig konstruiert und verarbeitet werden (Siebert 1999). Studierende setzen auch bei Lehrvorträgen eigene Schwerpunkte und bilden Anker. Dies geschieht durch subjektiv besonders bedeutsame oder allgemein hervorstechende Momente, sogenannte Anker (Weidenmann 2002, S. 56 f.). Weidenmann unterscheidet
- sensorische Markierungen (z. B. Folien),
- emotionale Markierungen (z. B. etwas, das Betroffenheit erzeugt),
- kognitive Markierungen (z. B. Wiederholungen, Auschmückungen, Eselsbrücken) oder
- persönliche Erfahrungen der Zuhörer/innen.
Der Begriff wird hier anders verstanden als beim "anchored instruction" (Bransford et al. 1990). .
Sich für jede Vorlesung mögliche Anker zu überlegen, richtet die Aufmerksamkeit weg von der eigenen Perspektive auf die Lehrinhalte hin zur aktiven Wissensverarbeitung der Studierenden (Wehr 2006).
Weitere Anker sind:
- Frage-Antwort-Sequenzen
- Diskussionen
- Definitionen
- Begriffsklärungen
- Antworten auf selbst gestellte Fragen
- Tafelanschriften
- kohärent und gut nachvollziehbar dargestellte Ausführungen
- Anfang und Schluss des Lehrvortrags
Quellen:
Bransford, J. D./ Sherwood, R. D./ Hasselbring, T. S./ Kinzer, C. K. & Williams, S. M. (1990). Anchored instruction: Why we need it and how technology can help. In: Nix, D. & Sprio, R. (eds.). Cogintiion, education and multimedia. Hillsdale, NJ.: Lawrence Erlbaum Associates.
Siebert, H. (1999). Pädagogischer Konstruktivismus – eine Bilanz der Konstruktivismusdiskussion für die Bildungspraxis. Neuwied: Luchterhand Verlag.
Wehr, S. (2006). Fördern Zwei-Minuten-Pausen oder Anker die Wissensaneignung innerhalb von Vorlesungen? – eine Pilotstudie und Fallanalyse. Das Hochschulwesen, 1, S. 10–13
Weidenmann, B. (2002). Erfolgreiche Kurse und Seminare. Professionelles Lernen mit Erwachsenen. Weinheim u.a.: Beltz Verlag.