Damit muss man sich nicht abfinden.
Viele Lehrende kennen die Situation, dass das Publikum weit entfernt, in den hintersten Reihen Platz nimmt. Um dies zu ändern, können Sie Folgendes ausprobieren:
Situation in der ersten Stunde ansprechen
Wichtig ist, die Situation gleich zu thematisieren oder ändern zu wollen und nicht auf das nächste Treffen zu verschieben (Wörner 2006, S. 73 ff).
Es gibt im Wesentlichen zwei erfolgversprechende Möglichkeiten, damit sich die Zuhörenden umplatzieren:
1) Nonverbale Aufforderung
Mit einer überzeugten Haltung und entsprechender nonverbalen Gestik das Publikum auffordern, nach vorne zu kommen (Wörner 2006, S. 73).
2) Ich-Botschaft senden
Wenn dies nicht hilft, sollte die eigene Lage durch eine Ich-Botschaft (Schulz v. Thun 1981) erklärt werden. Das heisst, dass Sie Ihre Situation in einer Ich-Aussage formulieren. Beispielsweise könnte das folgendermassen lauten: "Ich möchte mit Ihnen heute über die Inhalte xy reden. Wenn Sie soweit weg sitzen, erschwert mir das den Austausch mit Ihnen über das Thema" und folgenden bittenden Zusatz anfügen: "Ich wünsche mir deshalb, dass zwischen mir und Ihnen kein so grosser Abstand ist".
Die Aufforderung, dass die Studierenden sich auch in den vorderen Reihen verteilen sollen, können Sie sich nach einer solchen Formulierung meist sparen. In der Regel reagieren Menschen verständnisvoll bzw. hilfsbereit, wenn Sie sich durch eine Ich-Botschaft als Mensch mit Gefühlen und Empfindungen zeigen und dadurch eine partnerschaftliche Beziehung signalisieren. Der Unterschied zu einem Appell oder einer Bitte ist, dass die Zuhörer/innen selbst entscheiden können, wie sie handeln. Diese Möglichkeit zur freien Entscheidung ist allen Menschen sehr wichtig und erhöht die Bereitschaft zu kooperativem Handeln wesentlich.
Quellen:
Schulz von Thun, F. (1981). Miteinander Reden 1: Störungen und Klärungen. Rowohlt: Reinbek bei Hamburg 1981
Wörner A. (2006). Lehren an der Hochschule. Eine praxisbezogene Anleitung. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.