Gelingensfaktoren des begleiteten Selbststudiums
Selbststudium als Gegenstück zu Kontaktstudium zeichnet sich insbesondere durch drei Kriterien aus:
- Selbstorganisiertheit des Rahmens (Zeit, Ort, Dauer, Art der Zusammenarbeit) durch die Studierenden,
- Selbststeuerung (Verlauf des Arbeits- bzw. Lernprozesses) durch die Studierenden und
- zurückhaltende Rolle der Lehrperson (sofern diese überhaupt anwesend ist).
Es gibt drei Gründe für die aktuelle Relevanz des Selbststudiums:
- Einen pragmatischen: Durch die Bologna-Reform wurde der Schwerpunkt der Hochschulstudiengänge weg vom Studienangebot (Anzahl besuchter Veranstaltungen) hin zur Studienleistung (effektiv erbrachter Studienaufwand in Stunden) verschoben.
- Einen curricularen: In den aktuellen Studiengängen sollen neben fachspezifischen überfachliche Kompetenzen (Methodenkompetenzen, Sozialkompetenzen und Selbstkompetenzen) erworben werden. All dies sind prozessbezogene Kompetenzen, d.h. sie müssen ausgeübt werden, um zu reifen.
- Einen lernpsychologischen: Es ist empirisch gesichert, dass Eigenaktivität und Selbststeuerung wesentliche Merkmale vertiefter Lernprozesse sind.
Es gibt unterschiedliche Formen von Selbststudium:
- Begleitetes Selbststudium: Die Lehrperson gibt die Aufgaben und den Rahmen vor, unterstützt die Lernenden bei Bedarf und gibt Feedback zu den Ergebnissen
- Individuelles Selbststudium: Die Lernenden vertiefen im Kontaktstudium bearbeitete Inhalte noch einmal individuell, arbeiten sie noch einmal durch oder machen Übungen dazu. Es gibt hierzu nicht notwendig einen klaren Arbeitsauftrag und die Ergebnisse werden nicht unbedingt überprüft.
- Freies Selbststudium: Die Lernenden erarbeiten sich aus eigenen Interessen Inhalte, um selbst gesetzten Zielen gerecht zu werden. Die Ergebnisse werden nicht geprüft.
Was müssen Sie als Lehrperson tun, wenn Sie Selbststudium angemessen unterstützen möchten?
- Entscheiden Sie mit Bedacht, welche Form des Selbststudiums den Lernenden am meisten bringt. Gehen Sie hierfür am besten von den angestrebten Learning Outcomes und bereits vorhandenen Kompetenzen der Studierenden aus.
- Definieren Sie die Verzahnung mit dem Kontaktstudium gut. Sollen Ergebnisse im Kontaktstudium diskutiert werden? Wenn ja, wann und wie häufig ist dies sinnvoll?
- Richten Sie die Aufgabenstellungen auf die Learning Outcomes aus, gerade auch was die Vorgehensweise der Lernenden angeht.
- Formulieren Sie die Aufgabenstellungen präzise und verständlich. Lassen Sie sie von Kollegen/innen gegenlesen.
- Planen Sie, wann die Lernenden von wem Feedback erhalten werden.
- Stellen Sie erforderliche Materialien zur Verfügung (Linklisten, Literatur, etc.)
- Definieren Sie, wie und wo sich die Lernenden im Notfall Unterstützung holen können.
- Planen Sie Ihre Rolle: wann und wie werden Sie den Lernenden Feedback oder Unterstützung geben? Ihre Handlungsmaxime hierfür ist am besten "so viel wie nötig, so wenig wie möglich".