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Lesen lernen lassen

von Lydia Rufer & David Graf

Helfen Sie den Studierenden, wissenschaftliche Texte gewinnbringend zu lesen.

Wirken Ihre Bachelor-Studierenden in Diskussionen über wissenschaftliche Texte so, als hätten sie den Text nicht verstanden oder gar nicht wirklich gelesen? Das kann der Fall sein, doch die Ursache liegt nicht notwendigerweise bei den Studierenden selbst: Wissenschaftliches Lesen ist eine wichtige Methodenkompetenz, die Studierende zu Beginn ihres Studiums oft erst erwerben müssen.

Hierbei können Sie ihnen helfen.

Leseziel

Machen Sie den Studierenden klar, dass sie sich ein konkretes Leseziel setzen sollten (sich einen Überblick verschaffen, die Argumentationsstruktur nachvollziehen, analysieren, Themenbezug des Textes überprüfen, Informationen aus dem Text filtern, Text als Modell für eigene Texte verwenden, …)

Vorbereitung

Ebenso wichtig ist die Vorbereitung, indem  sich die Studierenden angemessene Rahmenbedingungen schaffen (ruhiger Raum, keine Störungen, Papier und Stifte, Tee, …), den Text verorten (Zeit, Genre, Position, …) und Fragen an den Text entwickeln.

Lesen mit dem Stift

Genau lesen kann auch heissen, sich beim Lesen Markierungen (Definitionen, gute Beispiele, zentrale Argumente oder Thesen, …) und Notizen zu machen  (eigene Fragen, Unverstandenes, Unbekanntes bzw. Unerwartetes oder vom Vorwissen Abweichendes, Verstehenslücken, …), vielleicht sogar den Text zu visualisieren (Mindmap oder Concept map)

Lesestrategie

Erfolgreiche Studierende wählen eine zu ihrem Ziel passende Lesestrategie.

Überfliegen

Das Überfliegen von Inhaltsverzeichnis, Abstract, Einleitung, Fazit, Glossar, Literaturverzeichnis, Grafiken, etc., dient dem Herausfinden, ob der Text thematisch relevant ist und welche Abschnitte es präziser zu lesen gilt.

Kursorisches Lesen

Nach Schlüsselbegriffen, zentralen Zahlen, bereits bekannten Zitaten oder Reizworten suchen dient dem Finden von Zitaten oder Informationen zu einem konkreten (Unter)Thema im Text

Selektives Lesen

Gezieltes Lesen bestimmter Textteile, z.B. der Abschnitte zur Untersuchungsmethodik in mehreren Fachaufsätzen, ist angemessen, wenn es dies zu vergleichen gilt

Intensives Lesen

Inhalt und Argumentation aktiv nachvollziehen, Zusammenfassungen erstellen und eigene (kritische) Anmerkungen festhalten, bei Unverständnis im Text zurückgehen bildet dient als Grundlage, um über den Text diskutieren zu können

Kreatives Lesen

Erwartungsfreies Lesen auf der Suche nach Inspiration durch den Inhalt, die Argumentation oder den Aufbau des Textes dient der Ideenfindung

Redigierendes Lesen

Mängelsuche in Bezug auf Grammatik, Formulierungen, Stringenz, Tippfehler dient der Optimierung des Textes

Lesestrategien sind Lernstrategien sind Arbeitsstrategien

Es ist wichtig, dass Studierende bei Bedarf auf Strategien zurückgreifen können, die den Erwerb von sinnvollen Routinen insbesondere beim intensiven Lesen unterstützen, z.B. auf die SQ3R-Methode (Survey, Question, Read, Recite, Review)

Zugleich sollten Studierende lernen, ihre Lektüreergebnisse in einem sinnvollen Metasystem konsequent erfassen Dies kann folgende Schritte umfassen:

  • sinnvoll strukturierte Ablage für Originaltexte, Zusammenfassungen und Angaben zum Text
  • Angaben zum Bearbeitungsstand des Textes (noch nicht gelesen, angefangen, Lektüreergebnisse dokumentiert, …)
  • Bei grösseren Lektüremengen Literaturverwaltungssystem
  • bei komplexen oder sehr schwierigen Texten Geduld bewahren, Sekundärliteratur hinzuziehen, den Text in bearbeitbare Häppchen aufteilen, in Lerngruppen arbeiten oder Sie um Unterstützung sollen

Zum weiterlesen

Prexl, Lydia (2015). Mit digitalen Quellen arbeiten. Richtig zitieren aus Datenbanken, E-Books, You Tube & Co. Paderborn: Ferdinand Schöningh (UTB).