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In der Vorlesung mitschreiben aber richtig

von David Graf und Lydia Rufer

Wie sich Studierende am besten Notizen machen, während Sie sprechen

Ob ein Hörsaal voller aufgeklappter Laptops, dutzende Gesichter mit konzentriert-ausdrucksloser Miene oder eifriges Mitschreiben – als Dozierende wissen wir nicht wirklich, was die Studierenden in Vorlesungen von dem mitnehmen, was wir ihnen vermitteln möchten.

Dabei wünschen wir uns, dass sie möglichst viel und vor allem das Richtige mitnehmen. „Etwas mitnehmen“ bedeutet, dass sie das von uns Vorgetragene in irgendeiner Form verarbeiten – Zuhören alleine genügt dafür nicht. Und wir wünschen uns, dass die Studierende ihre Notizen möglichst optimal für die Prüfungsvorbereitung nutzen können. Also können wir ihnen helfen, sich sinnvoll Notizen zu machen.

Studierende haben folgende Möglichkeiten, Vorlesungsinhalte festzuhalten:

  • Freie Notizen am Laptop
  • Notizen auf den Folien am Laptop
  • Freies Mitschreiben per Hand
  • Mitschreiben per Hand auf den ausgedruckten Folien

Lernwirksame Notizen

Zumindest was das freie Mitschreiben angeht gilt einer Studienreihe von Mueller und Oppenheimer (2014) zufolge, dass Notizen „per Hand“ lernwirksamer sind als solche am Laptop. Denn wer sich per Hand Notizen macht, kann gar nicht alles mitschreiben, was gesagt wird, sondern muss es zu knappen Kernaussagen verdichten. Dies ist bereits eine erste Informationsverarbeitung - und damit ein Lernprozess.

Zentral ist die gedankliche Verarbeitung

Der Laptop hingegen kann dazu verleiten, das gesprochene Wort wörtlich mitzuschreiben, ohne sich eigene Gedanken darüber zu machen. Dies führt zu weniger gedanklichen Verarbeitungsprozessen und wie sich zeigte in der Folge zu schlechteren Lernresultaten. Diese Effekte ergeben sich sogar unter Berücksichtigung der Möglichkeit zur Prüfungsvorbereitung: Wenn Studierende ihre wortwörtlich am Laptop mitgeschriebenen Notizen zur Vorbereitung verwenden, führt das zu schlechteren Testergebnissen als die Arbeit mit den selbst formulierten Kernaussagen (d.h. den per Hand erstellten Notizen).

Das Gleiche gilt wahrscheinlich auch, wenn Sie den Studierenden Ihre Folien zukommen lassen: wenn diese sich darauf per Hand Notizen machen, werden sie dabei Ihre Aussagen in der Vorlesung wohl gründlicher verarbeiten. Hierzu kennen wir allerdings derzeit noch keine Studie.

Folien optimieren

Ob Sie den Studierenden die Folien vor der Vorlesung zukommen lassen werden, hängt davon ab, was auf den Folien steht: wenn Sie Bilder oder Grafiken zeigen, zu denen die Studierenden Ihre Anregungen notieren sollen, ist das sicher sinnvoll. Wenn Sie auf den Folien wenige als Gliederung fungierende Stichworte haben, ebenfalls. Bei textlastigen und sehr vollen Folien stellt sich hingegen die Frage, ob Sie die Studierenden mit einer vorherigen Abgabe nicht vom eigenen Mitschreiben abhalten – und das wäre für deren gedankliche Verarbeitungsprozesse kontraproduktiv.

Wie auch immer Sie sich entscheiden: geben Sie den Studierenden besonders zum Studienbeginn am Anfang der Vorlesung einen Hinweis darauf, wie diese sich in Ihrer Vorlesung am besten Notizen machen können. Damit geben Sie ihnen eine wichtige Hilfestellung.

Literatur:

Mueller, D. & Oppenheimer, D.M. (2014). The pen is mightier than the keyboard: Advantages of longhand over laptop note taking. Psychological Science, 25 (6), 1159-1168