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Lernen in einer vertrauensvollen Umgebung

von Silke Wehr Rappo & Thomas Tribelhorn

Wie Lehrende eine lernförderliche Beziehung zu den Studierenden aufbauen können.

Menschen lernen in einer vertrauensvollen Umgebung am besten. Lehrpersonen sollten sich deshalb nicht "auf ein Podest" stellen, sondern eine lernförderliche Beziehung zu den Studierenden aufbauen. Auch wenn aufgrund von fachlicher Überlegenheit und von Prüfungshoheit ein Machtgefälle zwischen den Lehrpersonen und Studierenden besteht, bedeutet das nicht, dass Lehrende eine Aura der Überlegenheit signalisieren und zelebrieren müssen. Vielmehr gilt es eine Beziehung zu den Studierenden herzustellen, da  Menschen in einer vertrauten und vertrauensvollen Umgebung am besten lernen.
 

Lernen als soziales Ereignis

Der Prozess des Lernens ist ein soziales Ereignis (Winteler 2011, S. 86). Vor allem zu Beginn einer Lehrveranstaltung ist es wichtig, in Beziehung zu den Studierenden zu treten, indem Sie z.B. Dinge über sich selbst erzählen (ebd.). Wenn Sie sich den Studierenden als Person öffnen, bauen Sie eine vertrauensvolle Beziehung auf, die den Studierenden persönliche Wertschätzung signalisiert. Das erfordert nicht unbedingt einen Seelen-Striptease. Wenn Lehrende aber erzählen, wie sie mit der täglichen Informationsflut umgehen, oder wie es ihnen erging, als sie erstmals mit dieser oder jener Theorie konfrontiert wurden, geben sie den Studierenden damit eine wichtige Hilfe zur Sozialisation in der "scientific community".  Im Übrigen wird inzwischen auch durch die neurowissenschaftliche Forschung belegt, dass Angst eine sehr schlechte Begleiterin von Lernen ist (Spitzer 2006).

Diese Beziehungskomponente ist im Lernprozess nicht zu unterschätzen. Deshalb sollten Sie zu Beginn einer Lehrveranstaltung Zeit für das gegenseitige Kennenlernen, auch der Studiernenden untereinander, reservieren.

Verschiedene Möglichkeiten hierfür sind beispielsweise Winteler (Winteler 2011, S.86) zu entnehmen:

  • Studierenden Fragen stellen, die durch Handhochhalten, beantwortet werden könne (life voting)
  • Fragen zu Erwartungen und Befürchtungen hinsichtlich der Lehrveranstaltung auf Karteikarten notieren lassen und anonym verlesen.
  • Studierende sich gegenseitig zu bestimmten Fragen interviewen und im Plenum vorstellen lassen.
  • Seminarteilnehmende stellen in einer "Ultrakurzrede" das Seminarthema anhand eines Beispiels aus ihrem Alltag vor.
  • Studierende präsentieren kurz, was sie am Seminarthema besonders fasziniert.
  • etc.
     

Literatur:

Winteler, A. (2011). Professionell lehren und lernen. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.

Spitzer, M. (2006). Lernen. Gehirnforschung und die Schule des Lebens. Heidelberg: Spektrum Verlag.