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«Vorhang auf» im Unterricht

von Silke Wehr Rappo & Thomas Tribelhorn

Wenn Sie vor Studierenden stehen, sollten Sie agieren, als wären Sie auf einer Bühne.

Als Lehrperson auf der Bühne

Wenn Sie unterrichten, führen sie keine privaten Dialoge, sondern sollten sich bewegen und kommunizieren, als wären Sie auf einer Bühne.

Auf der Bühne und im Unterricht gibt es ähnliche Zielsetzungen. Es geht an beiden Orten mindestens um folgendes:

  • «Gehört und gesehen» werden
  • wirklich präsent sein
  • Interesse und Aufmerksamkeit auslösen
  • mit Ihrem Anliegen ankommen

Treffend zusammengefasst werden kann dies mit einem bekannten Spruch, der dem rhetorischen Schwergewicht Luther zugeschrieben wird: «Tritt frisch auf! Tu's Maul auf! Hör' bald auf!»

Man kann nicht nicht kommunizieren

Um dies zu erreichen, sind auch nonverbale Faktoren essenziell. Nur wenige Lehrpersonen haben Schauspiel-Erfahrung. Die didaktische Bedeutung des Einsatzes von Körper und Stimme, von nonverbalen Elementen wie Gestik und Mimik, ist nicht zu unterschätzen.

Schon der Kommunikationstheoretiker Paul Watzlawick hat dies in der bekannten Aussage festgehalten: «Man kann nicht nicht kommunizieren» (Watzlawick et al. 2011). Das heisst, sobald sich zwei Personen wahrnehmen, kommunizieren sie miteinander. Viele Lehrpersonen sind sich der Bedeutung des Nonverbalen nicht bewusst.

Bleiben Sie authentisch

Ein Kardinalprinzip ist jedoch die Authentizität. Das Publikum realisiert schnell, wenn Sie sich zu stark verstellen. Dies kann zum «Bumerang» werden, wenn Sie dadurch ihre Glaubwürdigkeit verlieren. Antrainierte Gesten wirken erwiesenermassen unnatürlich. Allein das Bewusstsein, dass man sich wie auf einer Bühne verhalten sollte, kann Lehrpersonen jedoch helfen, ihren «Auftritt» im Unterricht zu verbessern. Ein individueller Ansatz zur Vorbereitung des «Auftrittes» ist weit zielführender. Eine engagierte Lehrperson zählt nachweislich zu den wichtigsten Motivationsfaktoren für Studierende. Falls das innere Feuer für die dozierten Inhalte über die Jahre etwas abgekühlt ist, lohnt es sich, in der eigenen Erinnerung nach der ursprünglichen Faszination für das Thema zu forsten, und diese gedanklich zu reaktivieren. Dieses einfache «Herdprinzip» führt oft unbewusst zu engagierterem Verhalten vor dem Publikum. Kurse zur Erweiterung der Auftrittskompetenz finden sich auch im hochschuldidaktischen Programm der Universität Bern.

Literatur

  • Bartussek, W. (2010): Bewusst sein im Körper. Training für Bühne und Alltag. Ostfildern: Matthias-Grünewald-Verlag.
  • Watzlawick, P., Beavin, J. H., Jackson, D. D. (2011). Menschliche Kommunikation: Formen, Störungen, Paradoxien. Bern: Hans Huber Verlag.