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Was sollen die Masterstudierenden können?

von Lydia Rufer

Schwerpunkte von Curricula für Masterstudiengänge

Am schönsten wäre es, wenn Studierende am Ende ihres Masterstudiums alles wären: kompetente angehende Wissenschaftler/innen, gute Praktiker/innen mit ersten Berufserfahrungen und interdisziplinäre Teamworker/innen. Doch alles gleichzeitig anzustreben füllt den Studienplan mit vielen Pflichtveranstaltungen, behindert die Profilbildung gegenüber vergleichbaren Studiengängen an anderen Hochschulen und führt wahrscheinlich dazu, dass die Studierenden vieles gestreift haben, doch nur weniges wirklich können.

Daher empfehlen Wolfgang Schatz und Ute Woschnack (2008), zu Beginn der Planung eines Masterstudiengangs (bzw. seiner Reform) klare Schwerpunkte zu setzen. Das bedeutet konkret, nur einen der drei Schwerpunkte Forschung, Praxis oder Interdisziplinarität zu 100 % anzustreben und für einen der anderen bewusst wenig Aufwand zu definieren (vgl. Grafik). Diese Schwerpunktsetzung hat konkrete Folgen für die Gestaltung des Studiengangs:

Sofern Forschungsqualifikation als Schwerpunkt gewählt wird, sollte der Studiengang:

  • die Forschungsschwerpunkte des Instituts abbilden oder zumindest thematisieren
  • die aktuellsten Forschungsfehlder der Disziplin integrieren
  • die aktuellsten Forschungsmethoden erwerben lassen
  • die Studierenden möglichst in die Forschung einbeziehen (Integration Studierender in Forschungsgruppen, Masterarbeiten als Bestandteil laufender Forschungsprojekte, Gefälle zur Diskussion aktueller Forschungsprobleme und -resultate)

Beispiele für Abgangskompetenzen speziell im Forschungsbereich:

  • Forschungsskizze schreiben können
  • Wissenschaftliche Untersuchungen durchführen können
  • Fachwissenschaftliche Kommunikationsformen beherrschen (Poster, Fachvortrag etc.)

Sofern Praxisqualifikation als Schwerpunkt gewählt wird, sollte der Studiengang:

  • auf für die praktische Anwendung wichtige Probleme und Problemlösungsstrategien sowie die dazu erforderlichen Inhalte konzentriert sein
  • dem Berufsbild des Berufsverbands Rechnung tragen
  • ein sinnvolles berufliches Selbstkonzept der Studierenden fördern (strategisch wie ethisch)
  • die Studierenden möglichst mit in die Praxis einbeziehen (Masterarbeiten in Zusammenarbeit mit Praxispartnern, Berufspraktika, Praxiserfahrungen als Studienleistung anerkennen, Gastdozierende aus der Praxis in die Lehre einbeziehen)

Beispiele für Abgangskompetenzen speziell im Praxisbereich:

  • berufspraktische Fertigkeiten
  • Fähigkeit zur Teamarbeit
  • Führungskompetenzen
  • Fähigkeit zum eigenständigen Erwerb erforderlichen Kompetenzen
  • Kommunikationsfähigkeit gegenüber Zielgruppen in der Praxis

Sofern die Qualifikation zur interdisziplinären Zusammenarbeit als Schwerpunkt gewählt wird, sollte der Studiengang:

  • Veranstaltungen mit Studierenden verschiedener Diszilinen beinhalten
  • Dozierende aus verschiedenen Disziplinen einbinden
  • interdisziplinäre Module anbieten
  • die studierenden möglichst in die interdisziplinäre Arbeit einbeziehen (Möglichkeit zu inter- bzw. transdisziplinären Masterarbeiten, Anerkennung von thematisch passenden Studienleistungen aus anderen Disziplinen, interdisziplinäre Kolloquien)

Beispiele für Abgangskompetenzen speziell im interdisziplinären Bereich:

  • Methoden aus verschiedenen Disziplinen beherrschen
  • fachliche Probleme multiperspektivisch analysieren
  • Argumentations- und Forschungsmethoden sowie die Begrifflichkeit anderer Disziplinen erklären können

Literatur:

Nationaler Qualifikationsrahmen für den Schweizer Hochschulbereich nqf.ch-HS

Schatz, W. und Woschnack, U. (2008). Forschungsorientierte Ausbildung? Qualifikationsprofile in der Curriculumsentwicklung von Masterstudiengängen. In: Zeitschrift für Hochschulentwicklung ZFHE Jg. 3 / Nr. 4 (Dez. 2008). 58 - 70.