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Studentisches Referieren will gelernt sein

von Lydia Rufer

Bitte bringt es ihnen bei!

Am Ende des Studiums sollen Studierende unter anderem wissenschaftliche Referate halten können. Sie lernen es aber nicht dadurch, dass man sie einfach Referate halten lässt. Das wäre ähnlich wie jemandem Schwimmen beibringen zu wollen, indem man ihn in einen See wirft und beobachtet, wie er dort zurechtkommt. Zur vergleichsweise geringen Erfolgswahrscheinlichkeit des „Sprungs ins kalte Wasser“ kommt, dass im Fall studentischer Referate nicht nur die Referentin/der Referent leidet, sondern auch die Zuhörenden, die statt mit effektiver Wissensvermittlung ggf. mit langatmigen, unstrukturierten, sachlich unvollständigen oder mangelhaften Referaten konfrontiert sind. Und mit grosser Wahrscheinlichkeit schlägt ein schlechtes Referat auch auf die Stimmung der Dozentin oder des Dozenten.

Erst fördern, dann fordern

Wenn Sie das verhindern möchten, können Sie Studierende lernen lassen, wie man Referate hält, bevor Sie sie solche halten lassen. Die folgenden Tipps unterstützen Sie dabei.

  • Sensibilisieren Sie die Studierenden: Fragen Sie sie, was ihnen an Referaten gefällt und nützt, und erstellen Sie aus den Ergebnissen eine (ggf. von Ihnen begründet ergänzte) Checkliste und einen Feedbackbogen für die Referate in der Veranstaltung.
  • Üben Sie mit ihnen, einen Forschungsstand zusammenzufassen.
  • Üben Sie mit ihnen, Argumentationsketten zu erstellen und fachlich begründete Positionen zu vertreten.
  • Seien Sie ein gutes Vorbild: Wenn Sie etwas erklären oder referieren, gehen Sie hierbei von Beispielen oder Problemstellungen aus, sprechen Sie prägnant, interessant, mit klar erkennbarer logischer Struktur und möglichst kurz.
  • Lassen Sie die Studierenden von Beginn der Veranstaltung an kurze Beiträge ohne Powerpoint üben, ggf. sogar mit Videofeedback. Sie könnten z. B. eine Sitzung so gliedern, dass Sie eine Fragestellung vorgeben, unterschiedliche Texte dazu verteilen und alle Studierenden auf der Basis ihres durchgearbeiteten Textes eine kurze Stellungnahme abgeben lassen.
  • Beginnen Sie mit kurzen Referaten. In fünf Minuten kann nicht so viel schiefgehen wie in 20.
  • Machen Sie Ihre Bewertungskriterien klar und anschaulich. Ich halte Studierenden als Grundlage gerne „das schlechteste Referat meines Lebens“, damit sie wissen, was sie lassen sollten.
  • Entwickeln Sie anhand von guten und schlechten Beispielen gemeinsam die Qualitätskriterien
  • Machen Sie Vorgaben zur maximalen Folienzahl bei Referaten mit Powerpoint.
  • Planen Sie in Veranstaltungen für die ersten Semester eine Vorbesprechung mit Ihnen auf der Basis der Gliederung, so dass Sie den Studierenden ein Feedback zum Argumentationsgang geben können.
  • Sehen Sie Referate erst in der zweiten Hälfte des Semesters vor, damit die Studierenden sich vorher einarbeiten und das Referieren üben können.
  • Lassen Sie Referate in Kleingruppen proben und die Zuhörenden Feedback geben (ggf. anhand Ihres Feedbackbogens oder anhand von  Fokuskarten). Die Referate können dann noch einmal überarbeitet werden, bevor sie im Plenum gehalten werden.
  • Lassen Sie alle anderen Studierenden zu jedem Referat ein schriftliches Feedback geben.
  • Vergeben Sie kein Thema für ein Referat, zu dem Sie nicht auch selber referieren würden (anstatt eine andere Methode der Erarbeitung zu wählen).
  • Wenn Sie Studiengangsleiter/in sind: Sorgen Sie dafür, dass eine Veranstaltung, in der das oben Beschriebene stattfindet, eine Pflichtveranstaltung zu Beginn des BA-Studiums ist.

Mit diesen Massnahmen werden Sie und Ihre Studierenden spannende, aufschlussreiche und wertvolle Referate erleben!

Inspirationen:

http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/typologie-der-referenten-uni-vortraege-des-grauens-a-867538.html (5.4.2018)

http://www.studieren-im-netz.org/im-studium/studieren/referate (5.4.2018)

http://karrierebibel.de/referat-halten/ (5.4.2018)