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Erzählungen und Szenarien für die Hochschullehre nutzen

von Lydia Rufer

Anschaulichkeit, Anwendungsbezug, Ganzheitlichkeit und Lebensnähe erleichtern das Lernen. Szenarien und Erzählungen sind zentrale Hilfsmittel für die akademische Lehre.

Die Funktion von Erzählungen in der Hochschullehre

Menschen können den Inhalt von Erzählungen gut in Erinnerung behalten, denn diese strukturieren Inhalte in einer zeitlichen Struktur und in einem Handlungsablauf, machen die Inhalte durch die Darstellung konkreter Geschehnisse und Akteure vorstellbar und beinhalten eine emotionale Prägung bzw. Bewertung der Inhalte. Darüber hinaus ermöglichen sie den Zuhörenden, Bekanntes mit neuen Informationen zu verbinden.

Biographische Erinnerungen bestehen zu einem wichtigen Teil aus Erzählungen, d.h. aus Berichten über persönliche Erlebnisse mit emotionaler Prägung. Erzählungen geben also die Möglichkeit, Inhalte so «erlebbar» zu machen, als gehörten sie zur eigenen Biographie.

Erzählungen können damit als «Vorwegnahme einer Erfahrung» fungieren. Gerade für die Vermittlung von abstrakten und komplexen akademischen Inhalten an Lernende, die noch keine Praxiserfahrung mit dem zu Erlernenden haben, sind Erzählungen dementsprechend unverzichtbar.

Sie können Erzählungen im Unterricht nutzen, um

  • neue Inhalte vorstellbar zu machen
  • den Lernenden einen Zugang zu neuen Themen zu verschaffen bzw. diese Themen mit ihnen bereits Bekanntem zu verbinden
  • abstrakte Inhalte zu veranschaulichen
  • Interesse und Neugier zu wecken
  • Problemlösestrategien zu vermitteln
  • emotionale Neubewertungen zu ermöglichen
  • durch Provokation oder Irritation zur Dekonstruktion von Vorurteilen einzuladen
  • Lerninhalte zu verbinden bzw. ihren Zusammenhang darzustellen
  • einen Anwendungsbezug herzustellen
  • ... 

Wie erstellen Sie eine hilfreiche Erzählung zu Ihren Unterrichtsthemen?

  • «Akteure, Handlungen, Ziele, Schauplätze und Schwierigkeiten» (Gasser 2003, 53) sind die Bausteine einer Erzählung bzw. eines Szenarios.
  • Diese Elemente sind in einen zeitlichen Ablauf eingebunden.
  • Erzählungen leben von einem Spannungsbogen, d.h. sie beinhalten eine angemessene Mischung zwischen Erwartbarkeit des Ablaufs («Antizipation») und unerwarteten Inhalten bzw. Verläufen («Peripetie»). Konkret gesagt: man weiss fast schon was kommen wird, aber man bleibt doch gespannt, wie die Erzählung ausgeht.
  • Wirksame Erzählungen sind einfach genug gestaltet um gut in Erinnerung zu bleiben (d.h. sie sind grammatikalisch und sprachlich gut verständlich), klar gegliedert, beinhalten keine überflüssigen Elemente, bringen den Inhalt möglichst auf den Punkt («Prägnanz») und regen Zuhörende durch spannende und emotional bewegende Gestaltung zum Mit- oder Weiterdenken an.

Tipps zum Vortrag Ihrer Erzählungen im Unterricht

  • Sprechen Sie frei.
  • Erzählen Sie Ihre Geschichte, als hätten Sie sie selbst erlebt. Nehmen Sie sich Zeit für Spannungspausen, betonen Sie Wichtiges, lassen Sie Emotionen in Ihr Sprechen einfliessen.
  • Sprechen Sie die Lernenden an. Beziehen Sie sie mit ein. Werfen Sie Fragen auf, produzieren Sie Spannung, geben Sie den Lernenden die Möglichkeit sich in die Geschichte hineinzuversetzen und sprechen Sie hierbei möglichst konkret und anschaulich.
  • Bleiben Sie kurz. Die besten Erzählungen in der Lehre beinhalten nur das, was die Lernenden wirklich in Erinnerung behalten sollen.

Zum Weiterlesen:

Gasser, P. (2003). Lehrbuch Didaktik. Bern: h.e.p.

Werner T. Fuchs (2009). Warum das Gehirn Geschichten liebt. Mit den Erkenntnissen der Neurowissenschaften zu zielgruppenorientiertem Marketing. Planegg/München: Rudolf Haufe.

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