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Adaptive Lehre

von Silke Wehr Rappo & Thomas Tribelhorn

Die Lernenergebnisse der Studierenden sind auch eine Feedbackquelle für die Lehrenden.

Über die Auswertung von Meta-Analysen zu gutem Unterricht kann man auf Faktoren schliessen, die wesentlich zum erfolgreichen Lernen an der Hochschule beitragen (Hattie 2011). Ein wichtiger Faktor für guten Unterricht ist die «adaptive Lehre». Damit ist gemeint, dass Lehrpersonen die Lernergebnisse der Studierenden möglichst häufig als Feedback für sich selber nutzen sollten, um ihren Unterricht fortlaufend an den Lernstand und an die Bedürfnisse der Studierenden anzupassen. Lernresultate können also nicht nur als Feedback an die Lernenden genutzt werden, sondern auch als Rückmeldung an die Lehrenden.
 

Feedbackquelle für die Lehrenden

Hierzu sind auch Prüfungen im klassischen Sinn geeignet, wenn das Gesamtergebnis quasi als Datenbasis zur Optimierung von Lehre und Assessment genutzt wird. Aber auch Lehrgespräche liefern Hinweise darauf, was die Studierenden verstanden haben und wo Wiederholungen nötig sind. Weitere mögliche Methoden, um sichtbar zu machen, wo Lücken bestehen, sind in der Sammlung Classroom Assessment Techniques erfasst (CAT; Angelo & Cross 1993). Auch kann man eine Aufstellungsbefragung machen (Beywl et al. 2011, 169 ff.), wobei Antworten auf klar beantwortbare Fragen auf grosse Blätter an einer Pinnwand aufgehängt werden. Die Studierenden sollen sich dann vor der für sie richtigen Antwort aufstellen. In den Gruppen können die jeweiligen Antworten auch noch diskutiert werden, und die Dozierenden können auf individuell geäusserte Unklarheiten eingehen.
 

Wechselwirkende Rückmeldung

Grosses Potential für vertiefte Lernprozesse liegt in der gemeinsamen Analyse des Lernerfolges: Wenn Lehrende und Lernenden die Ergebnisse als Basis für den Diskurs über die Lehre nutzen, ergeben sich für beide Seiten wertvolle Hinweise zur Optimierung. Man spricht in einer «gemeinsamen Sprache» über das Lernszenario, entwickelt eine gemeinsame Perspektive auf die Faktoren des Lernertrages und gelangt zu einem gemeinsamen evidenzbasierten Urteil («informed judgement»; vgl. Hattie 2009).
 

Quellen:

  • Angelo, T.A. & Cross, K.P. (1993). Classroom Assessment Techniques. A Handbook for College Teachers. San Francisco: Jossey-Bass.
  • Beywl, W.; Bestvater, H. & Friedrich, V. (2011). Selbstevaluation in der Lehre. Ein Wegweiser für sichtbares Lernen und besseres Lehren. Münster: Waxmann.
  • Hattie, John, (2009). Visible Learning. London: Routledge
  • Hattie, John (2011). Which Strategies best Enhance Teaching and Learning in Higher Education. In. Mashek, D. &  Hammer, E. Y. (eds.): Empirical Research in Teaching and Learning: Contributions from Social Psychology. Oxford: Blackwell Publishing.